Passivrauchen gefährdet kleine Kinder besonders

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Tabakrauch verantwortlich für einen von zehn Todesfällen unter Erwachsenen. 3.300 Menschen sterben in Deutschland jährlich durch Passivrauchen!

Zigarettenrauch ist eine chemische Mischung aus über 4.800 verschiedenen Stoffen, mindestens 250 davon sind giftig oder krebserregend. Er enthält unter anderem Teer, die Gifte Blausäure, Ammoniak und Kohlenmonoxid sowie krebserregende Substanzen wie Arsen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine und Formaldehyd. 

Diese Stoffe werden nicht nur von dem Raucher aufgenommen! Auch Nichtraucher, die sich in der Umgebung von Rauchern befinden, rauchen mit. Passivraucher atmen sogar die 8 bis 20-fache Konzentration von krebserregenden Stoffen mehr ein. Deshalb sterben in Deutschland jährlich ca. 3.300 Nichtraucher durch Passivrauchen. Und was für unsere Zukunft sehr wichtig ist: mindestens sechs Millionen Kinder bis zum Alter von 13 Jahren wachsen in Haushalten auf, in denen geraucht wird. Am heftigsten trifft es Kleinkinder unter zwei Jahren. 

Raucherhaushalt: Schadstoffe im Blut der Kinder nachweisbar!

Besonders kleine Kinder leiden am stärksten durch Passivrauchen. Atmen Kinder Rauch ein, schwächt dies ihr Immunsystem und Lungenentzündungen und andere Infektionen der Atemwege sind die Folge. Zudem wirken Giftstoffe toxisch auf die Lunge und andere Gewebe. Bei jedem Kind, das in einem Raucherhaushalt aufwächst, lassen sich die entsprechenden Schadstoffe im Blut nachweisen. 

Passivrauch ist auch mitverantwortlich für die Entwicklung chronischer Krankheiten mit Todesfolge. Bei rauchenden Schwangeren sind die Nikotinkonzentrationen im Fruchtwasser, in der Plazenta und im Blut des Ungeborenen höher als im Körper der Mutter. Die Giftstoffe erreichen das Kind über die Lungen der Mutter in Sekunden und bleiben dort lange, weil Abbau und Ausscheidung aufgrund der Unreife der Leber und Nieren verzögert sind. Im Verlauf der Schwangerschaft sind die ungeborenen Kinder von Raucherinnen bei einem Konsum von 13 Zigaretten am Tag somit der Schadstoffbelastung von durchschnittlich rund 3.640 Zigaretten ausgesetzt. 

Gesundheitliche Risiken schon in Schwangerschaft und nach Geburt

15 % aller Frühgeburten und 20-30 % aller Fälle von geringem Geburtsgewicht sind auf Passivrauch im Mutterleib zurückzuführen. Die nachgeburtliche Sterblichkeit ist bei passivrauchenden Neugeborenen zu 150 % erhöht. Passivrauchexponierte Neugeborene erleiden gehäuft Fehlbildungen. Das Risiko für die Ausbildung von Lippen-Gaumenspalten ist bereits bei einem mütterlichen Zigarettenkonsum von 1-10 Zigaretten pro Tag während der Schwangerschaft zu durchschnittlich 50 % erhöht.

Etwa 60 Säuglinge versterben jährlich durch Passivrauch im Haushalt sowie durch vorgeburtliche Schadstoffbelastungen, weil die Mutter während der Schwangerschaft rauchte. Und jede achte Frau raucht zu Beginn der Schwangerschaft und nur ein Viertel davon hört während der Schwangerschaft damit auf. Nach einer Entwöhnung fangen 70 Prozent der jungen Mütter binnen eines Jahres mit dem Rauchen wieder an.

Plötzlicher Säuglingstod: Hauptursache Rauchen!

Leider erreichen die Giftstoffe über die kindliche Blutversorgung das Ungeborene und können dort ihre schädliche Wirkung entfalten. Damit steigt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Fehl- und Totgeburten sowie für Erkrankungen der Kinder. Weitere Gefahren drohen nach der Geburt. Fast jeder zweite der jährlich 500 bis 600 Todesfälle durch den Plötzlichen Säuglingstod SIDS in Deutschland wird dem Passivrauchen zugeschrieben.

Passivrauchen gefährdet kleine Kinder besonders. Ihre körperliche Entwicklung ist bei weitem noch nicht ausgereift, sodass ihr Körper anfälliger für die Giftstoffe des Zigarettenrauchs ist. Außerdem atmen Kleinkinder in Relation zu ihrem Körpergewicht mehr Luft und mehr Giftstoffe ein als Erwachsene, mit akuten Folgereaktionen wie Atembeschwerden, Asthmaanfälle, Mittelohrentzündung, Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen. Werden im Haushalt mehr als 30 Zigaretten pro Tag geraucht, erhöht sich das Risiko, an Hirnhautentzündung zu erkranken, für Kinder bis zum Alter von 5 Jahren um das bis zu 7-fache.

Schon eine minimale Rauchbelastung verminderte deutlich die Leistung und Konzentration bei Schulkindern

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben über mehrere Generationen hinweg Krebserkrankungen innerhalb von Familien untersucht. Dabei zeigte sich, dass Kinder, deren Eltern rauchen, ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs auch viel später zu erkranken. So erhöht Passivrauchen das Risiko für Lungenkrebs und sehr wahrscheinlich auch für Brustkrebs bei jungen Frauen sowie Krebs der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen.

Bereits im Mutterleib und dann über die Muttermilch nehmen Kinder von Rauchern Abbauprodukte des Nikotins auf, die das Risiko für spätere Krebserkrankungen wie Nieren- und Blasenkrebs deutlich erhöhen.

Rauchen: Zahlen, Daten, Fakten

Am Ende noch ein paar Zahlen, die allen gesellschaftlichen und politischen Organisationen bekannt sind.

Der deutsche Staat profitiert mit jährlich 20 Milliarden Euro aus der Tabaksteuer – feste Einnahmen im Budget. Gleichzeitig entstehen als Kosten infolge des Tabakkonsums rund 80 Milliarden Euro jährlich. Allein die chronische Bronchitis, zu 90 % dem Rauchen anzulasten, verursacht 25 Millionen Tage Arbeitsunfähigkeit und 2,7 Millionen Krankenhaustage im Jahr. Reha-Maßnahmen, Invalidität und vorzeitiger Tod kommen hinzu.

Deshalb sind verantwortungsvolle politische Entscheidungen zum Schutz unserer Kinder dringend notwendig. Dies betrifft ein Rauchverbot in Autos sowie auf öffentlichen Plätzen, an denen sich Kinder aufhalten.

Quelle: Aktuelle Gesundheitsnachrichten Nr. 36 (2020); Foto: zabavna – stock.adobe.com